Die Wegwarte, das magische Blümelein
Die Wegwarte – das magische Blümelein
Sie ist eine seit Jahrtausenden bekannte Heilpflanze und erfreut uns von Frühsommer bis Herbst mit ihren leuchtend blauen Blümchen an den Wegrändern, an denen sie sich besonders wohl fühlt – die Wegwarte. Strahlend hellblau, an den Blütenrändern wie mit der Zackenschere abgeschnitten, blüht sie nur von frühmorgens bis mittags und jede Blüte nur einen Tag lang. Trockenheit macht ihr anscheinend wenig aus, mit ihrer spiralförmigen Pfahlwurzel holt sie sich die letzten Wasserreserven aus der Tiefe und blüht auch im Waldgarten in den wild belassenen Wiesenabschnitten teilweise bis zu 1,50 Meter hoch. In vielen Sagen und Legenden taucht die Wegwarte als Sinnbild der treuen Liebe auf: das Burgfräulein wartet auf den Geliebten vergeblich am Wegrand, so lange bis sie sich in eine Pflanze verwandelt und nur die blauen Blüten leuchten wie ihre Augen im Sonnenschein… Magische Fähigkeiten besonders für Liebeszauber werden den Blüten auch zugeschrieben, aber ganz praktisch ist sie seit jeher in der Volksmedizin hilfreich. Im Jahr 2020 war sie die Heilpflanze des Jahres und ihre Wirksamkeit ist auch von der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anerkannt. Auszüge der ganzen Pflanze sind anregend für den Stoffwechsel, bei Appetitlosigkeit und fördern eine bessere Kaliumaufnahme. In Kombination mit Löwenzahn wirkt die Wegwarte als Bittermittel für Magen-Darm und kräftigend. Die Wurzel wird seit langem gemahlen als Kaffeeersatz verwendet, man kennt das als Zichorienkaffee. Die Pflanze ist komplett essbar. Im Frühjahr kann man die gezackten, dem Löwenzahn ähnelnden jungen Blätter als Salat verwenden, da haben sie noch wenig Bitterstoffe. Später kann man die Stengel und die Wurzel zu einem den Stoffwechsel anregenden Tee verarbeiten. Die Blüten sind eine schöne, leicht bittere Salatdekoration. Diese zarte Bitterkeit mögen auch die Kinder gern. Nächste Verwandte der Wegwarte sind der Chicoree und die Endivie, beide wurden aus der Wurzel der Wegwarte gezüchtet und sind ebenfalls wegen ihrer leichten Bitterkeit sehr bekömmliche Wintergemüse. Die Verwandtschaft mit dem Chicoree zeigt sich in dem lateinischen Namen der Wegwarte: Cichorium intybus. Ist es nicht erstaunlich, welche Wunderwerke der Natur an unseren Wegrändern gedeihen?