Die Linde
Die Linde
In der anstehenden Pflanzsaison haben wir auf unserem Allmende-Acker weitere Pflanzungen geplant. Es sollen sowohl weitere Bäume als auch Hecken gepflanzt werden. Neben mehreren Obstbäumen wollen wir auch eine Linde pflanzen. Die Linde ist wegen ihrer pollenreichen und duftenden Blüten eine wichtige Bienenweide und auch eine Schmetterlings-Futterpflanze. Außerdem zählt sie zu unseren traditionell bedeutendsten und beliebtesten Dorf- und Hofbäumen. So wurde unter den Tanz-Linden in den Dörfern gefeiert, getanzt oder sogar geheiratet.
Der fruchtbare Boden der Felder zwischen Edingen und Neckarhausen, wo sich auch unser Waldgarten befindet, entstand über Jahrtausende als Ablagerung der wechselnden Verläufe von Zuflüssen zu Rhein und Neckar. Auf den Lössböden entstanden Mischwälder aus Linden, Eichen und Hainbuchen. Das waren gute Siedlungsböden schon in jungsteinzeitlichen Kulturen. Die Bandkeramische Kultur (ca. 5700 v. Chr. bis ca. 4100 v. Chr.) ist die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit mit permanenten Siedlungen in ganz Mitteleuropa. Sie ist als größte Flächenkultur der Jungsteinzeit zu betrachten, mit einem großen, kulturell einheitlichen und stabilen Siedlungs- und Kulturraum über fast das gesamte südliche bzw. südöstliche Mitteleuropa hinweg, also auch im heutigen Frankreich und Deutschland. Sowohl die Winterlinde als auch die Sommerlinde könnten den Bandkeramikern als Zeigerart gedient haben für die Eignung eines Standorts zur ackerbaulichen Nutzung, denn sie ist die dominante Baumart auf fruchtbaren Lößböden. Die Linde wurde schon immer mit allen Bestandteilen für verschiedene Zwecke genutzt. Lindenholz ist begehrt als Schnitzholz und für den Bau von Musikinstrumenten. Weil im Mittelalter viele Altäre (z.B. von Tilman Riemenschneider) und Heiligenfiguren aus Lindenholz geschnitzt wurden, galt das Holz als „Lignum sacrum“, als heiliges Holz. Der lateinische Name der Linde, „Tilia“, bezieht sich auf die faserige Schicht unter der Rinde, aus der früher Seile und Bast hergestellt wurden. Die Blüten der Linde duften sehr stark und süß und geben einen guten Honig. Aus Lindenblüten kann man einen wohlschmeckenden Tee kochen, der als Hausmittel gern bei beginnenden Erkältungen zur Senkung von Fieber und Lösen von Schleim getrunken wird. Aus gleichen Mengen getrockneter Lindenblüten, Kamillenblüten, Hagebutten und Spitzwegerichkraut kann man auch einen universell verwendbaren Haustee herstellen.
Wir hoffen, dass die Pflanzung unserer Linde gelingt, der Baum von Krankheiten und Schädlingen verschont bleibt und zu einem stattlichen Exemplar heranwächst. Unser Boden bietet bestimmt eine gute Voraussetzung dazu. (RS, HF)