Bären im Waldgarten?
Bären im Waldgarten?
Wie bitte? So große Tiere im kleinen Waldgarten gesichtet? Das kann doch nicht sein!
Ist es auch nicht, aber Bären haben wir sicher in großen Mengen, nämlich Bärtierchen. Das sind sehr kleine Bodenlebewesen, die eine an Bären erinnernde Form haben, acht Beine haben mit langen Krallen dran und sehr bemerkenswerte Lebensformen sind. Sie können nämlich bei Wassermangel vollständig zu einem schrumpeligen Hautsack zusammenschrumpfen, wenn Wasser wieder da ist, schwellen sie wieder an und leben munter weiter. Bärtierchen sind sehr klein, weniger als einen Millimeter groß, leben im Wasser, in Moosen und in der Erde, wo sie sich von Pflanzenzellen und kleineren Tierchen wie Nematoden (Fadenwürmern) und Rädertierchen ernähren und Nahrung für größere Räubertiere darstellen. Bärtierchen haben eine chitinhaltige Außenhaut und häuten sich mehrmals. Sie haben keinen Blutkreislauf, sondern nur eine im Körper schwappende farblose Flüssigkeit. Sauerstoff nehmen sie über die Haut auf. Ein rudimentäres Nervensystem liegt um den Verdauungsschlauch, sie haben auch kleine Augen. Bärtierchen leben in allen Zonen der Welt, von extremen Höhen bis zu extremer Kälte und hohem Wasserdruck, selbst auf dem Mond haben sie überlebt.
Für uns wichtig ist ihre Rolle im Boden als Teil der Nahrungskette, die ihren Beitrag leistet zur Humusbildung. In einem Quadratzentimeter guten Bodens leben etwa 30 Individuen. Allerdings reagieren sie sehr empfindlich auf Umweltgifte, insbesondere Schwefeltrioxid und Schwermetalle, deshalb bestehen Überlegungen, sie als Indikatortiere heranzuziehen.
Weil sie so klein sind, kann man sie nur im Mikroskop erkennen. Weil wir im Waldgarten schon im letzten Jahr begonnen haben, mit Kindern das Bodenleben zu erforschen, hätten wir sehr gerne ein geeignetes Mikroskop, mit dem wir mehr sehen können als mit den Becherlupen. Vielleicht hat jemand in der Gemeinde Edingen-Neckarhausen eines herumstehen, das nicht mehr benutzt wird? Wir würden uns sehr darüber freuen.